DEUTSCH - Verkündigungsrelief am Nordportal der Würzburger Marienkapelle
Data: Mercoledi 26 Giugno 2013, alle ore 16:20:39
Argomento: Lingue straniere


Von Wolfgang Raible in: Anzeiger für die Seelsorge, Zeitschrift für Pastoral und Gemeindepraxis 3/2009





Schmunzeln und nachdenken

Auf den ersten Blick sieht alles ganz traditionell aus: Der Erzengel Gabriel mit dem Spruchband „Ave Maria, gratia plena, dominus tecum" - „Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir!" Ihm gegenüber die kniende Maria mit einem Buch in der Hand. Darüber Gottvater mit der Weltkugel in der Hand und umgeben von zwei kleineren Engeln, die den Vorhang halten, vor dem sich die Szene abspielt.

Wer die Verkündigungsdarstellung am Nordportal der Würzburger Marienkapelle allerdings genauer anschaut, muss zunächst einmal schmunzeln: Man kann eine Verbindung zwischen dem Mund von Gottvater und dem Ohr Marias entdecken - sie sieht aus wie ein Rohr oder ein Schlauch. Wenn man sich den Anfang dieses Rohres bei Gott denkt, wird es zum Sprach-Rohr: Die Botschaft des Engels ist nichts anderes als das Wort Gottes, das über ein Sprachrohr von seinem Mund direkt ins Ohr Marias gelangt - ein Wort, das nur für sie bestimmt ist.

 Wenn man den Anfang des Rohres bei Maria sieht, wird es zum Hör-Rohr: Sie lässt sich den Ruf Gottes ins Ohr, unter die Haut, zu Herzen gehen. Sie hört, horcht und gehorcht: „Mir geschehe nach deinem Wort". Wer bei diesem Anblick neugierig geworden ist, wird noch ein weiteres köstliches Detail erkennen: Das Sprachrohr, das Hörrohr oder der Schlauch wird plötzlich zur Rutschbahn. Über dem Haupt Marias sieht man das Jesuskind, das fleischgewordene Wort Gottes, bäuchlings - mit Armen und Kopf voraus - heruntergleiten und auf Maria zu-rutschen.

Ein Bild zum Schmunzeln, aber mit ,Tief-Gang' im wahrsten Sinn des Wortes. Eine für manche vielleicht naive, aber doch sehr originelle Darstellung dessen, was wir am Fest ‚Verkündigung des Herrn’ feiern: Gott hat einen Menschen gefunden, bei dem er mit seinem Wort ,landen' und ankommen konnte, der ganz Ohr war für seinen Anruf.

Aber dieses Relief enthält weit mehr: Ein Drei-Punkte-Programm für unser Christsein, spirituelle Impulse, die uns gerade in dieser Fastenzeit tiefer in unseren Glauben hineinführen könnten. Zum einen: Suche die Orte auf, an denen ,Rutsch-Gefahr' besteht - an denen das Wort Gottes in dich hineingleiten und einsickern kann. Feiere die Gottesdienste mit, in denen Gott über die Texte der Heiligen Schrift, über die Musik, über Symbole und Gesten einen Zugang zu dir finden will. Nimm dir Zeit für die private Bibellektüre und für das Gespräch über Glaubensfragen. Und versuche, in den oft stummen Bitten deiner Mitmenschen den Anspruch Gottes an dich herauszuhören. Zum anderen: Entdecke die ,Rohr-Post', die Gott speziell für dich auf den Weg gebracht hat - das Wort, das dir ganz persönlich gilt. Finde heraus, wozu er gerade dich ruft; wie gerade du mit deinen Begabungen die Welt eine Spur menschlicher machen kannst.

Und schließlich: Lass dieses Wort zum ,Ohr-Wurm' werden - zur Melodie, die dir immer wieder durch den Kopf geht. Spiele dein Lebensthema in den verschiedensten Variationen durch. Ich möchte mit diesem erheiternden, aber auch zum Nachdenken anregenden Verkündigungsbild in die Fastenzeit hineingehen. Ich will versuchen, mir - wie Maria damals - das Wort Gottes ins Ohr gehen zu lassen. Und ich hoffe, nicht auf dem Schlauch zu stehen, wenn dieses befreiende und ermutigende Wort mir ganz tief ins Herz rutschen will...







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